Die politischen Ereignisse seit dem russischen Überfall auf die Ukraine wirken sich auch auf die beiden Häfen in Paldiski und die Arbeit der Seemannsmission aus. Ganz neue Herausforderungen stellen sich der Paldiski Evangeelne Meremisjon. Sie hängen direkt zusammen mit den geänderten Rahmenbedingungen. Sehr aktiv und derzeit einziges Ziel der Aktivitäten von Riina Kangro und ihrem Team ist der Südhafen (Lõunasadam), nach Muuga zweitgrößter Frachthafen Estlands. Dort erfolgen auch die meisten Schiffsbesuche und Besuche von Seeleuten im Seemannsclub. Der Nordhafen mit einem russischen Eigentümer ist hingegen aufgrund der Sanktionen gegen Russland seit längerer Zeit nahezu ohne Schiffsbetrieb. Die Hafenanlagen sind weitgehend ungenutzt, und das Gelände ist von einem hohen Zaun umgeben.
Auch im Südhafen gibt es seit einiger Zeit Veränderungen und neue Entwicklungen. Riina hat uns über die aktuelle Situation berichtet: „Bisher haben wir hauptsächlich die Seeleute von Flüssiggas- und Öltankern betreut, deren Frachtschiffe zuvor im russischen Hafen Ust-Luga befüllt wurden. Aufgrund des Krieges und der Handelsbeschränkungen mit Russland ist diese Tätigkeit eingestellt worden. Lõunasadam hat sich stattdessen zu einem „grünen“ Hafen entwickelt, von dem aus Tanker Palmöl liefern und Sonnenblumenöl abholen. Die Zahl der Frachtschiffe hat sich dadurch merklich erhöht.“
Die ehrenamtliche Arbeit der Meremisjon wird in dieser Situation dringender denn je gebraucht. Denn im Gegensatz zu früheren Jahren mit kurzen Be- und Entladezeiten legen die Schiffe in Paldiski jetzt häufig für fünf bis sieben Tage an. Die Besatzungsmitglieder erhalten dann gruppenweise die Erlaubnis zum Landgang. So kommt es, dass der blaue Multivan-Transporter der Meremisjon gleich mehrere Male täglich im Einsatz ist, um die Seeleute an Bord zu besuchen oder sie ins Stadtzentrum zum „International Seamen’s Club Wulf Plesmann“ zu fahren. Für sie ist es die einzige Möglichkeit, für einige Stunden Freizeit und Geselligkeit zu genießen oder mit ihren Liebsten in fernen Ländern zu telefonieren.
Die gestiegene Zahl der Hafenbesuche hat freilich auch eine Kehrseite, wie Riina berichtet: „Die Zahl der gebührenfreien Einfahrten auf das Hafengelände ist auf jährlich 35 beschränkt. Da wir in diesem Jahr die zulässige Anzahl von Schiffsbesuchen bereits im Juni überschritten haben, verhandle ich derzeit mit der Hafenleitung über eine Vereinbarung, die unsere Arbeit nicht durch die Festlegung einer bestimmten Anzahl von Besuchen behindert. Momentan muss ich jedes Mal, wenn ein Schiff ankommt, einen Antrag stellen, um zum Schiff im Hafen fahren zu können. Gottlob arbeiten wir aber hervorragend mit dem Hafendirektor Argo Viikvalla zusammen, dessen Schiffsagenten unsere Broschüren und Informationen zu den Schiffen bringen.“
Auch dieses Jahr setzt die Stiftung Seemannshilfe alles daran, Riina, ihren Mann Janno und die weiteren Helfer nach Kräften zu unterstützen. Ein wichtiger Teil der Unterstützung liegt im finanziellen Bereich. Die wesentlichen Belastungen kommen durch enorm gestiegene Energiekosten für den Club, Sprit- und Wartungskosten für den Multivan-Transporter sowie notwendige Reparaturen im Club. Fielen vor Jahren für eine Tankfüllung noch ca. 50 EUR an, so sind es heute etwa doppelt so viel – bei mindestens doppelt so vielen Fahrteinsätzen. Mit Hilfe Ihrer Spenden konnte Riina in diesem Jahr mehrere Verschönerungen an den Räumlichkeiten des Clubs vornehmen. Nach dem Austausch einiger Fenster beginnt im September rechtzeitig vor den kalten Wintermonaten die Reparatur der Eingangstür und des Treppenhauses. „So sorgen wir für Wärme, damit sich unsere Gäste wohl fühlen. Entscheidender aber ist für uns die Verbreitung menschlicher Wärme. Die Freude in den Augen der Seeleute gibt uns viel Kraft bei der Bewältigung unserer Aufgaben“, so Riina. Über die menschliche Zuwendung im Geiste christlicher Nächstenliebe sind die Seefahrer dankbar. Ihre Arbeitswelt, oft mit monatelanger Trennung von Heimat und Familie, ist überaus hart und belastet Körper und Seele gleichermaßen.
Nehmen Sie gerne ebenfalls Anteil! Es lohnt sich, bei Facebook, sofern Sie dort angemeldet sind, den Account „paldiski seamens mission wulf plesman“ aufzurufen und laufend Interessantes in Wort und Bild über die dortige Arbeit zu erfahren. Unsere zum Teil bereits langjährigen Spender zeigen uns, dass sich der rein ehrenamtliche Einsatz der Stiftung lohnt. Die Zuwendungen für den Leuchtturm christlicher Nächstenliebe an der estnischen Küste, die nur durch Ihre Spenden möglich werden, sind gut und nachhaltig angelegt. Dafür gilt Ihnen schon jetzt unser herzlicher Dank. Auch „kleine Münze“ ist eine große Hilfe. Selbstverständlich erhalten Sie von uns eine Spendenbescheinigung.
Last not least: Für eine Spende ab 10 Euro mit dem Kennwort „Flagge“ auf der Überweisung schicken wir ihnen die maritime Stationsflagge der Meremisjon, die auf Schiffen beim Einlaufen in den Hafen von Paldiski im Wind flattert und den Besuch der Mannschaft ankündigt. Vergessen Sie dabei nicht, Ihre Adresse anzugeben.
Unser Spendenkonto:
Stiftung Seemannshilfe
Evangelische Bank eG
IBAN DE75 5206 0410 0003 9022 26
BIC GENODEF1EK1
Unterschriften: von Bredow, Furian, Geiger, Schrum, Seehase
