Zehn Jahre in rauer See - die Estnische Seemannsmission (Meremisjon) in Paldiski wurde im Jahr 2000 auf Bitten der Stadt und mit Hilfe der Deutschen Evangelischen Seemannsmission e.V., Berlin (DESM) ins Leben gerufen. Seitdem erfüllt die Einrichtung vor Ort eine lebenswichtige Aufgabe. Die Infrastruktur der estnischen Hafenstadt hält für Seeleute an Land keinerlei Angebot bereit. So ist die Meremisjon für die meisten von ihnen der einzige Anlaufpunkt überhaupt. Die engagierte vierköpfige Mannschaft, die ausschließlich ehrenamtlich tätig ist, spürt die große Verantwortung und setzt daher ihre Arbeit unermüdlich fort, wo andere vielleicht schon längst vor den erschwerten Rahmenbedingungen kapituliert hätten. Denn zehn Jahre Meremisjon Paldiski - das waren nicht nur eine Dekade praktizierter Nächstenliebe und menschlicher Zuwendung für Seefahrer. Es war auch ein stän- diger Kampf ums finanzielle Überleben - und ist es leider immer noch.

Viel Positives wurde seit 2000 in Paldiski erreicht: So konnte mit Hilfe von Spenden und viel Eigenarbeit ein bescheidener, aber gemütlicher Seemannsclub eröffnet werden. Er bietet den Seeleuten, die häufig für ihre persönlichen Probleme und Nöte keinen Ansprechpartner haben, eine Ruhezone für Kontakte, Gespräche und Begegnungen außerhalb ihrer Schiffe. Neben einem größeren Clubraum mit Bar und TV sowie dem Büro der Meremisjon gibt es auch ein Gästezimmer, in dem Seeleute übernachten können. Die Einrichtung des Clubs mit Möbeln und technischem Equipment erfolgte fast ausschließlich durch Sachspenden aus Deutschland, die von der DESM beschafft und nach Paldiski transportiert wurden. Sie leistet auch die logistische Unterstützung für die kaufmännische Verwaltung und jährliche Kontrolle der Buchhaltung. Für die Bordbesuche in den beiden Häfen der Stadt entwickelte die DESM eigens ein Handbuch in estnischer und russischer Sprache.

Ganz konkret geht es nun darum, dass unser mit viel Herzblut aufgebautes Projekt nicht ausgerechnet im zehnten Jubiläumsjahr seine Tätigkeit einstellen muss. Die finanziellen Eigenmittel sind erschöpft, und es fällt zunehmend schwerer, das Geld für die einfachsten Grundbedürfnisse zur Aufrechterhaltung des Betriebs wie z.B. Instandhaltung, Heizung, Strom, Wasser, Telefon, Internet sowie Kosten für die Fahrten zum Hafen und mit den Seeleuten an Land aufzubringen. Selbst bei sparsamster Haushaltsführung benötigt die Meremisjon Paldiski im Minimum 12.000 EUR pro Jahr. Unser Verein kann den Bedarf mit eigenen Spenden nicht decken, sondern bestenfalls die materielle Not etwas lindern. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt auch die persönliche finanzielle Situation des Leiters der Meremisjon, Viktor Kudrjavtsev, der nach Eintritt in den Ruhestand mit nur etwa 300 EUR Rente im Monat auskommen muss.

Ohne Ihre Spenden, um die wir Sie hiermit bitten möchten, gibt es für dieses soziale Leuchtturmprojekt in Paldiski kein Überleben! Wir sind zwar seit längerer Zeit in persönlichen Gesprächen bemüht, von der Stadt finanzielle Unterstützung zu erhalten. Doch auch dort ist die wirtschaftliche Lage alles andere als rosig, zumal in Zeiten einer nur sehr langsam nachlassenden Wirtschaftskrise, von der Estland besonders heftig betroffen war. Dennoch hoffen wir für das kommende Jahr 2011 auf eine baldige strukturelle Verbesserung der Situation.

Die estnische Seemannsmission in Paldiski ist nicht die einzige Einrichtung in den Häfen der Ostsee, für die sich unser Verein engagiert. Auf der Insel Rügen wurde nach der Wende die Sassnitzer Seemannsmission ins Leben gerufen. Ihr Tätigkeitsfeld liegt schwerpunktmäßig im Bereich des Fährhafens Mukran. Sie betreut bei ihrer täglichen Arbeit sowohl Seeleute von Handelsschiffen als auch von den regelmäßig anlegenden Fähren.

Neben Bordbesuchen sowie persönlicher Fürsorge und Zuwendung an Land ist der Transport der Seeleute von Mukran nach Sassnitz und zurück eine der wichtigsten Aufgaben. Die Seemannsmission hilft bei vielen Dingen des Alltags, mit denen die Schiffsbesatzungen häufig nicht alleine klar kommen, weil es ihnen an Sprachkenntnissen oder finanziellen Mitteln für Bus oder Taxi fehlt: Einkäufe, Arztbesuche, Behördenangelegenheiten - dies sind nur einige Beispiele, bei denen die ehrenamtlich tätige Mannschaft um Peter Leukroth regelmäßig aktiv wird. Im Jahr 2009 wurden auf diese Weise Tausende von Kilometern mit dem Transportbus der Seemannsmission zurückgelegt. Zugleich fanden über 60 Bordbesuche und mehrere 100 weitere Begegnungen, Gespräche und Kontakte mit Seeleuten und ihren Reedereien statt.

Peter Leukroth fährt selbst noch aktiv zur See und opfert daher große Mengen seiner "Freizeit an Land" für die Arbeit der Sassnitzer Seemannsmission. Das mag auch für viele andere Ehrenamtliche so gelten. Aber hinzu kommt die zugespitzte finanzielle Lage der Einrichtung, der monatliche, belastende Kampf ums Überleben. Der alte Transportbus muss dringend gegen ein neueres Fahrzeug ausgetauscht werden, da sonst die Fahrten von und nach Mukran, und damit die gesamte Arbeit der Einrichtung auf dem Spiel stehen. Zur Zeit reicht das Geld gerade noch für das Benzin.
Für die Sassnitzer Seemannsmission möchten wir daher ebenso wie für die Meremisjon Paldiski um Ihre Spenden bitten, damit wir unsererseits helfen können - und damit die Chance auf eine Verbesserung der Situation durch ein langfristig tragfähiges Konzept gewahrt bleibt.

Ziel der Deutschen Evangelischen Seemannsmission e. V., Berlin, ist es, in absehbarer Zeit eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen, die dann in der Lage wäre, aus den Zinserträgen des Stiftungsvermögens die notwendige finanzielle Unterstützung für die beiden Seemannsmissionen in Paldiski und Sassnitz/Mukran zu leisten. Falls Sie sich für eine Beteiligung an der geplanten Stiftung interessieren oder jemanden kennen, der vielleicht für ein Engagement auf diesem Gebiet in Betracht käme - Mindestbetrag für Stifter: 5.000 EUR -, dann wenden Sie sich bitte an Dr. Mathias
v. Bredow (Bürotelefon: 06174/619021).

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Sponsorenhinweis:
Diese Spendenbitte erfolgt mit dankenswerter Unterstützung der BKK Diakonie mit Sitz in Bielefeld-Bethel.